Warum ich als Trauredner nur acht Hochzeiten im Jahr begleite – und was Paare davon haben
Es waren nur noch zwei Wochen bis zur freien Trauung, als der Anruf kam, der alles veränderte. Eva und Viktor badeten in Vorfreude. An alles hatten sie gedacht, alle Vorbereitungen waren abgeschlossen.
Dann sagte ihnen die freie Traurednerin, die sie vor einem Jahr fest gebucht hatten, wegen „Terminschwierigkeiten“ ab. Der Schock hätte kaum größer ausfallen können. Anstatt jetzt die Zeit bis zum großen Tag in entspannt-fröhlicher Erwartung zu genießen, verbrachten sie sie mit hektischem Herumtelefonieren. Am Ende fanden sie einen Redner, der kurzfristig mit einem Vortrag einsprang, den er eigentlich für ein anderes Paar geschrieben hatte. Die Zeremonie wurde damit keine Katastrophe, aber zum unvergesslichen, zauberschönen Moment wurde sie sicherlich auch nicht.
Unersetzlich: der Trauredner
Zur Not kann man fast jeden Dienstleister auf einer Hochzeit kurzfristig ersetzen. Fotograf – jeder Gast hat ein Handy dabei. Hochzeitsplanerin – hat im Zweifel alle wichtigen Planungen im Vorfeld schon abgeschlossen, man bekommt den großen Tag auch ohne sie hin.
Sogar wenn der Caterer spontan ausfällt, lässt sich das mit einem Anruf beim Liefer-Italiener lösen. Nicht perfekt, aber es funktioniert – auch wenn man in Brandenburg eventuell länger sucht als in Berlin. Nur eine Figur ist unersetzlich, am Tag der Hochzeit definitiv und in den Wochen zuvor so gut wie: der Trauredner.
Ein solches Verhalten, so inakzeptabel wie es ist, kommt tatsächlich öfter vor, als man denken würde. Insbesondere Rednern, die sehr viele Hochzeiten annehmen, liegt der einzelne Termin nicht so sehr am Herzen.
Wenn Quantität Qualität kostet
Der beschriebene (wahre!) Fall ist sicherlich der schlimmste, der überhaupt eintreten kann, und nicht alltäglich. Nichtsdestoweniger macht es sich immer stark bemerkbar, wenn eine Traurednerin eine große Anzahl von Trauungen im Jahr durchführt. Wer mehr als 20 oder sogar 30 Hochzeiten im Jahr macht, hat stets mehrere Veranstaltungen pro Wochenende, vor allem am Samstag. Das kann logischerweise gar nicht ausbleiben, schließlich geht die Saison nur von Mitte Mai bis Anfang September und neun von zehn Paaren wollen am Samstagnachmittag heiraten.
Um dieses Pensum bewältigen zu können, haben sie eine Standardrede, die sie immer wieder halten und die durchaus gut strukturiert sein mag. An ein paar Stellen wird ein Baustein über das aktuelle Paar eingeflochten und das war’s dann. Rasch noch pro forma am Sektglas genippt, und schon fahren sie los zu ihrer nächsten Trauung. Wie ein mir bekannter Trauredner einmal sagte: „Eine Hochzeit ist doch immer dasselbe. Warum sollte ich dann jedes Mal eine andere Rede halten?“
Ich möchte diesen Ansatz hier gar nicht bewerten. Wenn es für das Brautpaar ausreicht, ein paar nette, allgemeingültige Sätze als Auftakt zu ihren Feierlichkeiten zu hören, dann ist das völlig in Ordnung. Es sollten sich nur alle Verlobten klarmachen, dass sie meistens eben nicht mehr bekommen werden als das.

Mein Versprechen: maximal acht Trauungen
Schon zu Beginn meiner Karriere habe ich für mich entschieden, nicht mehr als acht Trauungen pro Jahr zu machen und höchstens eine in der Woche. Denn ich möchte am Tag der Hochzeit mit ganzem Herzen und klarem Kopf nur bei meinen beiden sein.
So entsteht eure individuelle Rede
Dazu gehört natürlich auch ein sehr ausführliches Traugespräch, bei dem ich nicht auf die Uhr schaue. Im Anschluss daran schreibe ich jedem Paar seine eigene, individuelle Rede. Diese studiere ich so lange ein, bis ich in der Lage bin, sie frei zu halten. Darin fließt natürlich sehr viel Zeit. Alles in allem investiere ich mindestens 40 Stunden Arbeit in jedes meiner Paare.
Auch vor Beginn der Zeremonie ein persönliches Aufwärmen mit den Gästen zu machen, später bei Bedarf auf einen Zwischenruf einzugehen usw., kurz, ein echter Conférencier zu sein, der wirklich eine Veranstaltung leitet – all das gehört für mich dazu. Es ist meine feste Überzeugung, dass man nur mit so viel Investment und Leidenschaft dem Paar einen Moment schenken kann, an den sie ihr ganzes Leben lang mit einem Lächeln auf den Lippen und einem warmen Gefühl im Bauch zurückdenken werden.
Wie sagte die wunderbare Maya Angelou einmal: „Wir erinnern uns nicht daran, was jemand getan oder zu uns gesagt hat. Aber wir vergessen niemals, wie er uns hat fühlen lassen!“
Was Paare mir zurückmelden
Der hohe Aufwand, den ich betreibe, ist nicht die Regel. Doch er lohnt sich! Meine Paare melden mir stets zurück, dass sie es spüren, sei es während meiner Rede oder auch schon bei dem besagten Traugespräch. Sie merken, dass sie mir am Herzen liegen, weil ich genügend Zeit für sie mitbringe und weil ich ihnen das Gefühl vermittle, dass ich mich aufrichtig für ihre Geschichte interessiere – von den beiden einzeln und von ihnen gemeinsam. Ein guter Trauredner ist daran zu erkennen, dass er, ebenso wie ein guter Interviewer, lieber interessiert ist als interessant.
Das bekommt man als Brautpaar übrigens schon während des Kennenlerngesprächs mit, welches jeder Redner gratis anbieten sollte. Ich biete auch an, sich dazu persönlich auf einen Kaffee zu treffen. Dabei kommt es mir nicht in erster Linie darauf an, etwas zu verkaufen. Natürlich lege ich mein Leistungspaket dar und beantworte alle Fragen dazu. Aber vor allem zeige ich mein Interesse daran, wie die zwei sich ihren schönsten Tag vorstellen, welche Sorgen sie gegebenenfalls haben und was ich alles tun kann, um ihnen ihre absolute Traumhochzeit zu schenken. Als Resultat erlebe ich immer wieder, dass die Menschen sich mir sehr weit öffnen, mir all ihre Geschichten erzählen, inklusive der peinlichen und manchmal der unanständigen…
Tipps: So findet ihr euren Trau-M-redner
Aus dieser Geschichte leiten sich auch schon die Tipps ab für alle Paare, die einen wirklich tollen Trauredner für sich finden wollen:
Scheut euch nicht, alle Fragen zu stellen, die euch einfallen. Und dann spürt in euren Bauch hinein und ihr werdet wissen, ob ihr einen wahren TrauMredner gefunden habt.

Ich bin Martín Enrique Hiller und begleite als freier Trauredner Hochzeiten im gesamten deutschsprachigen Raum – auf Wunsch auch zweisprachig auf Englisch oder Spanisch. Für jede Trauung nehme ich mir viel Zeit: vom ausführlichen Kennenlerngespräch bis zur frei vorgetragenen Rede, die genau eure Geschichte erzählt. Neben meinem „Standardwerk für Hochzeitsplanung“ ist gerade mein neuer Roman erschienen. Wenn ihr euch eine persönliche, einzigartige Zeremonie wünscht, besucht mich gern auf www.traurednermartin.de – ich freue mich darauf, eure Liebe in Worte zu fassen.